Book Creator – ein Erfahrungsbericht

Von Felix Heeßel

Ob Bücherwurm oder Leseratte – welche_r Literaturliebhaber_in hat nicht schon einmal davon geträumt, ein eigenes Buch zu gestalten? Das digitale Angebot Book Creator lässt diesen Traum nun in Erfüllung gehen. Und das sogar ohne Vorerfahrungen mit digitaler Textverarbeitung oder Layoutgestaltung. Ich selbst habe Book Creator bei einem Workshop für Lehramtsstudierende kennengelernt – „Interaktive Bücher gestalten“. Der Name lässt es erahnen: Neben einfachen Texten legt die Anwendung den Fokus auf Interaktivität, sowohl bei der Gestaltung als auch beim Lesen der Bücher. Doch dazu gleich mehr, zunächst zu meinen Ersteindrücken.

Der Ersteindruck

Book Creator kann auf iPads oder im Browser verwendet werden; im Workshop wurde auf die Tablet-Variante zurückgegriffen. Ich – gänzlich unerfahren in der Arbeit mit Apple-Produkten – befürchtete zunächst, mehr mit der Technik beschäftigt zu sein, als mich dem Erstellen von Büchern widmen zu können. Doch diese Bedenken waren schnell verflogen: App geöffnet, aus einer Vielzahl von Vorlagen wie Zeitung, Kochbuch oder Magazin die passende ausgewählt und los geht’s! Nach kurzer Einweisung in die Funktionen konnte ich dank der simplen Oberfläche und einfachen Bedienung schnell ein vorzeigbares Buch zu einer Beispielaufgabe kreieren. Book Creator bietet hierzu eine Vielzahl von Funktionen an, die aus gängigen Textverarbeitungsprogrammen bekannt sind. Über die Schriftgröße bis hin zu Schriftart und -farbe kann alles an die eigenen Vorstellungen angepasst werden. Hintergründe können bunt gestaltet, Emoticons und Piktogramme hinzugefügt und andere Dateien wie etwa Tabellen eingebettet werden. Der Kreativität sind also kaum Grenzen gesetzt.

Doch was macht die Bücher in Book Creator denn nun „interaktiv“? Vor allem sind es Videos und Bilder, die bei entsprechender Hardware per iPad aufgenommen und unmittelbar in die App überführt werden können. Im Workshop habe ich ein kurzes Experiment per Tablet-Kamera aufgenommen, in die Vorlage eingefügt und mit schriftlichen Informationen ergänzt. Das Ergebnis habe ich freigegeben und per Link geteilt, sodass meine Kommiliton_innen durch die Seiten blättern und über das Video mit dem Buch interagieren konnten. Das didaktische Potenzial für den produktionsorientierten Schulunterricht ist unverkennbar: Schüler_innen können interaktive Lesetagebücher mit persönlichen Eindrücken als Video oder Audio erstellen, Experimente filmen und Versuchsaufbauten schriftlich festhalten, Reportagen mit Videointerviews zu bestimmten Themen verfassen …

Der Praxistext

Nach diesem positiven Ersteindruck habe ich die Chance ergriffen und Book Creator im Rahmen eines Seminars einem detaillierten Test unterzogen. Die Aufgabe war es, ein Jugendbuch vorzustellen – wie genau war freigestellt. Meine Gruppe hat sich dafür entschieden, den Text in Book Creator als ‚Zeitungsberichte‘ über die Handlung, Figuren und Hintergründe aufzubereiten. Nachdem wir einen Zugang zur Testversion – die Vollversion ist kostenpflichtig – registriert hatten (möglich ist die Anmeldung per E-Mail-Adresse, Microsoft-Konto oder Google-Account), haben wir eine Bibliothek für unser Projekt angelegt. In Bibliotheken lässt sich eine Vielzahl von Büchern speichern, was sich etwa für Klassenprojekte anbietet, in denen die Schüler_innen eigene Bücher zu einem Thema erstellen. Für unser Seminarprojekt wollten wir jedoch in der Gruppe zusammen an einem Buch arbeiten. Hierfür bietet Book Creator eine einfache Lösung: Per Knopfdruck einen Zugangscode generieren, mit den Gruppenmitgliedern teilen und schon haben alle Zugriff auf die gemeinsame Bibliothek und das Buch. Die kollaborative Arbeit im Anschluss funktionierte reibungslos. Wir haben Texte zum Jugendbuch im Stil einer Zeitung verfasst, die Artikel passend bebildert und hatten dank Book Creator direkt ein präsentationsfähiges Ergebnis für das Seminar. Auch in der praktischen Erprobung konnte sich die Anwendung also bewähren.

die erste Seite des Books zu Martin Schäubles „Cleanland“

Die Vorteile – kurz und knapp

  • einfacher und intuitiver Zugang, übersichtliche Oberfläche
  • kreative Gestaltungs- und interaktive Rezeptionsmöglichkeiten
  • vielfältige Ansätze für produktionsorientierten Unterricht (z. B. Lesetagebücher im Literaturunterricht, Versuchsdokumentation in naturwissenschaftlichen Fächern, Reportagen in gesellschaftlichen Fächern)
  • Möglichkeit zum kollaborativen Arbeiten in gemeinsamen Bibliotheken und Büchern
  • Präsentationsfähige Ergebnisse

Die Nachteile – kurz und knapp

  • kostenpflichtige Lizenzen für alle Funktionen
  • Datenschutzaspekte sind zu beachten (z.B. keine personenbezogenen Bilder/Videos im Internet veröffentlichen)

Hilfreiche Tipps

  • eine kurze Einführung zu grundlegenden Funktionen als Basis für die Arbeit ist sinnvoll, weiterführende Optionen können gut selbst erarbeitet werden
  • weniger ist mehr: Book Creator lädt dazu ein, Bücher mit Gestaltungsmitteln zu ‚überladen‘; ein Hinweis zur Übersichtlichkeit der Ergebnisse kann u. U. sinnvoll sein
  • Bücher können auch durch Lehrer_innen als interaktive Unterrichtseinheiten genutzt werden (z. B. mit eingebetteten Lehr-/Lernvideos und theoretischen Inhalten)

Fazit

Book Creator bietet vielfältige Optionen für die kreative Einbindung in Lehr-/Lernkontexten – oder um im privaten Rahmen interessante Bücher zu erstellen. In eigenen Praxistests gelingt der Einstieg in die Anwendung problemlos und die Ergebnisse können sich selbst ohne große Vorerfahrungen sehen lassen. Durch interaktive Komponenten und kollaborative Arbeitsmöglichkeiten eröffnet sich umfangreiches didaktisches Potenzial, das in die Schule eingebracht werden kann.

Meine Schlussfolgerung: Book Creator stellt eine vielversprechende methodische Ergänzung für den Unterricht dar.

Website: https://www.bookcreator.com/